Im Oktober 2022 war die Oper des Nationaltheaters zu Gast beim International Opera Festival in Daegu, Südkorea. Gezeigt wurde dort neue »Ring«, der unter der Leitung von Alexander Soddy und in der Regie von Yona Kim im Juli seine bejubelte Mannheim-Premiere erlebt hatte. Der kulturelle Austausch zwischen den Städten Mannheim und Daegu findet im Rahmen der Organisation »Unesco Cities of Music« statt. Wie lebendig dieser Austausch ist, war nicht nur bei den Aufführungen oder dem Konzert des Opernchores zu spüren, sondern auch in den zahlreichen Begegnungen und Eindrücken vor Ort. Hier finden Sie persönliche Einblicke und Fotos von Mitgliedern aus Ensemble, Chor und Orchester des Nationaltheaters.
»Der Höhepunkt des 19. Daegu International Opera Festival.«
Seoul Culture Today
Eckdaten: Die Oper des NTM war für das Gastspiel beim 19. Internationalen Opernfestival am Daegu Opera House vom 7. bis zum 25. Oktober mit insgesamt 215 Personen aus Ensemble, Orchester, Chor, Technik und Leitung in der südkoreanischen Metropole südöstlich von Seoul zu Gast.
Nachhaltigkeit: Um die Reise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten, wurde mit der Lufthansa eine der laut dem CO2-Rechner der Non-Profit-Organisation atmosfair umweltfreundlichsten Fluggesellschaften gewählt. Zusätzlich wurde eine CO2-Kompensation geleistet. Die lange Präsenzzeit vor Ort von zweieinhalb Wochen mit vier Vorstellungen und einem Chorkonzert trug ebenfalls zur Verhältnismäßigkeit der Reise bei. Es wurde außerdem darauf geachtet, nur die absolut notwendige Anzahl an Flügen zu buchen und mit so wenig Personal wie möglich zu reisen. Auch die Fracht wurde auf ein Mindestmaß reduziert. Vieles wurde vor Ort ausgeliehen, auch Instrumente. Das Orchester verzichtete zudem, um Gepäck zu sparen, auf den traditionellen Frack und spielte schlicht im T-Shirt oder Hemd.
Ausblick: Für 2026 ist ein Gegengastspiel geplant. Dann kommt die Oper Daegu mit »Sim Tjong« von Isang Yun nach Mannheim.
Nachhaltigkeit: Um die Reise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten, wurde mit der Lufthansa eine der laut dem CO2-Rechner der Non-Profit-Organisation atmosfair umweltfreundlichsten Fluggesellschaften gewählt. Zusätzlich wurde eine CO2-Kompensation geleistet. Die lange Präsenzzeit vor Ort von zweieinhalb Wochen mit vier Vorstellungen und einem Chorkonzert trug ebenfalls zur Verhältnismäßigkeit der Reise bei. Es wurde außerdem darauf geachtet, nur die absolut notwendige Anzahl an Flügen zu buchen und mit so wenig Personal wie möglich zu reisen. Auch die Fracht wurde auf ein Mindestmaß reduziert. Vieles wurde vor Ort ausgeliehen, auch Instrumente. Das Orchester verzichtete zudem, um Gepäck zu sparen, auf den traditionellen Frack und spielte schlicht im T-Shirt oder Hemd.
Ausblick: Für 2026 ist ein Gegengastspiel geplant. Dann kommt die Oper Daegu mit »Sim Tjong« von Isang Yun nach Mannheim.
»Ein Meilenstein in der Geschichte der koreanischen Opernaufführung.«
Hankook IIbo News

Reisefieber: Mit den Instrumenten im Handgepäck und auf den Sitzen ging es in Frankfurt mit einer Lufthansa-Maschine für die Operndelegation des Nationaltheaters los nach Fernost.

Empfang in Daegu | Foto: Daniel Wagner

Euphorische Resonanz: Gefeiert als historischer Moment in der Musiklandschaft Südkoreas, stießen die Aufführungen des »Ring«-Zyklus auf große Begeisterung. Opernintendant Albrecht Puhlmann hebt das gegenseitige Verstehen und Voneinanderlernen besonders hervor. Deutsches romantisches Repertoire steht in Korea nur selten auf dem Spielplan, wie Chung Kabgun und Noori Joo aus der Leitung der Daegu Opera hervorheben. Künstlerisch also für alle Beteiligten ein voller Erfolg. »Dieses Gastspiel krönt für mich die Arbeit der letzten sechs Jahre«, resümiert Dirigent Alexander Soddy.

Wer bekommt das beste Bild? Südkoreanische Fans zücken ihre Handykameras bei einem Fototermin des Opernchors vor dem Daegu Opera House im Anschluss an das Chorkonzert, bei dem das Publikum am Ende mitklatschte und -sang. Für die Mitglieder des Chores ein ganz besonderer Moment, waren sie doch nach Südkorea gekommen, um über die universelle Sprache der Musik kulturellen Austausch und Kommunikation zu schaffen. Dass dies gelungen ist, davon zeugen nun unzählige Fotos auf den Mobiltelefonen der begeisterten Zuschauer*innen.

Albrecht Puhlmann und Yona Kim während eines Workshops | Foto:


In Seoul angekommen, war der richtige Bus nach Daegu dank passender Anzeige schnell gefunden. Vor Ort wurde das gesamte Team dann herzlich in Empfang genommen.

Einladung vom Fan: Weil er sie auf einem Parkplatz erkannte, lud ein Mann aus Daegu (Gruppenbild, vorne rechts) einige Mitglieder des Orchesters zum Essen ein. Im Gegenzug durften er und seine Frau die Generalprobe der »Götterdämmerung« besuchen. Karten für alle vier Vorstellungen hatten sie ohnehin schon. Und auch die Solisten Uwe Eikötter, Thomas Berau, Christian Franz und Thomas Jesatko machten in der 2,5-Millionen-Einwohner-Metropole zufällig Bekanntschaft mit dem vielleicht größten Wagner-Fan Südkoreas. Dieses Mal spendierte er zum Essen auch noch eine Flasche Wein.

Wanderung auf dem Palgongsan | Foto: Daniel Wagner

Wünschezettel in einem buddhistischen Tempel | Foto: Katharina Hermanns

Abendessen mit koreanischen Kollegen | Foto: Daniel Wagner

Bühne Opernhaus Deagu
»Das stärkste Programm in der Geschichte des Daegu International Opera Festival.«
Daegu Zeitung

Euphorische Resonanz: Gefeiert als historischer Moment in der Musiklandschaft Südkoreas, stießen die Aufführungen des »Ring«-Zyklus auf große Begeisterung. Opernintendant Albrecht Puhlmann hebt das gegenseitige Verstehen und Voneinanderlernen besonders hervor. Deutsches romantisches Repertoire steht in Korea nur selten auf dem Spielplan, wie Chung Kabgun und Noori Joo aus der Leitung der Daegu Opera (auf dem Foto mit Albrecht Puhlmann und NTM-Operndirektor Jakob Kotzerke) hervorheben.
Wenn einer eine Reise tut.... wie ich den »Ring« in Korea neu lieben lernte - Ein Reisebericht Uwe Eikötter, seit 1999 Ensemblemitglied am NTM
Wenn einer eine Reise tut.... wie ich den »Ring« in Korea neu lieben lernte
Mit dem Nationaltheater war ich in Daegu, Südkorea, auf Gastspiel, mit dem »Ring des Nibelungen«. Siegfried Mime kenne ich durch diverse Produktionen nun recht gut und meine Begeisterung für 13 Stunden Flug in der »Holzklasse« mit anschließender mehrstündiger Busfahrt nach Daegu, hielt sich in Grenzen. Aber da ist natürlich auch Neugier auf ein noch nicht bereistes Land.
Jetlag will überwunden werden, ein Euro ist ca.1378 Won wert, unsere wunderbaren koreanischen Freunde im Ensemble helfen geduldigst bei allen Fragen, die Kenntnis der englischen Sprache ist meist nutzlos, Schälchenfabrikanten haben sicher immer Hochkonjunktur, da diese in großer Zahl bei jedem Essen auf dem Tisch landen, im Zug ist es still, Taxis sind günstig, auf den Straßen fühle ich mich sicher, in den Tempelanlagen demütig und wir begegnen hilfsbereiten Menschen.
Mit den Kolleg*innen, Stücknamen Siegfried, Wanderer, Gunther und Brühnhilde, gehe ich durch die Straßen von Daegu, auf der Suche nach einem Restaurant.
Wir werden angesprochen, woher wir kämen. Der Fragende, ja, solche Zufälle gibt es, entpuppt sich als leidenschaftlicher Wagner-Fan, der schon Karten für alle Vorstellungen gekauft hat und der sich nicht davon abbringen lässt, uns in sein Restaurant einzuladen, vor dem wir stehen. Mich beeindruckt die Faszination dieses Mannes aus einem anderen Kulturkreis für ein urdeutsches Werk. Das obligatorische Selfie mit den jeweiligen Darstellern ziert wahrscheinlich jetzt sein Restaurant.
Nachmittags sitze ich auf der Terrasse unseres Hotels mit Blick über den Fluss Nakdong und studiere meinen Klavierauszug. Vom nahe gelegenen Flughafen steigen nicht enden wollend Militärflugzeuge auf. Die Assoziation zu Tom Cruise in »Top Gun« erscheint unweigerlich, als die Jets ihre Übungen vollziehen: Von links nahend, laut, senkrecht in den Himmel aufsteigend, bis die Wolken sie verschlingen - irgendwo eine Schleife fliegend, das gleiche von vorn.
Kampfjets in dieser Präsenz repräsentieren für mich Tagesschaubilder aus anderen Gegenden der Erde oder aus Filmen. Wie naiv - mit 58. Die Bedrohung wirkt in Korea real, durch den kleinen Mann im Norden, aber auch in Käfertal empfinde ich seit 2022 durch die näher gerückten politischen Realitäten eine so noch nicht gefühlte Angst und hoffe darauf, dass unsere Mächtigen wissen, wie mit Macht umzugehen ist.
Abends probe ich dann ein Stück, das von Macht und Liebesentzug erzählt. Ich spiele einen kleinen Mann, vergleichbar mit Gollum in »Herr der Ringe« ...my precious, my preciuos...
Unsere Vorstellungen werden umjubelt. Handys werden erleuchtet, beim Schlussapplaus geschwungen - nach wie vor scheint das NTM künstlerisch die Menschen begeistern zu können: Wegen der Thematik, der Stimmen, des Orchesterklangs oder einfach wegen eines schönen Abends außerhalb der eigenen Wohnung? Jede*r wird mit Musik und Theater ein eigenes Erlebnis verbinden. Wir waren gute Botschafter, so mein Eindruck.
Mit vielen Impressionen beschenkt trete ich den Heimweg an und frage mich umso sehnsüchtiger, wann uns eine Spielstätte in Mannheim wieder solche Erlebnisse beschert.
Ich wurde düsenlaut mit politischen Realitäten eines geteilten Landes konfrontiert, habe mich gefreut, unsere Kolleginnen und Kollegen neu kennenzulernen, weiß jetzt, dass man Soju auch mit Bier mischt und wurde erinnert, dass das Darstellen des Mime kein hervorholen eines Museal-Reliktes ist.
Ich habe den »Ring« neu lieben gelernt
Uwe Eikötter, seit 1999 Ensemblemitglied am NTM
Mit dem Nationaltheater war ich in Daegu, Südkorea, auf Gastspiel, mit dem »Ring des Nibelungen«. Siegfried Mime kenne ich durch diverse Produktionen nun recht gut und meine Begeisterung für 13 Stunden Flug in der »Holzklasse« mit anschließender mehrstündiger Busfahrt nach Daegu, hielt sich in Grenzen. Aber da ist natürlich auch Neugier auf ein noch nicht bereistes Land.
Jetlag will überwunden werden, ein Euro ist ca.1378 Won wert, unsere wunderbaren koreanischen Freunde im Ensemble helfen geduldigst bei allen Fragen, die Kenntnis der englischen Sprache ist meist nutzlos, Schälchenfabrikanten haben sicher immer Hochkonjunktur, da diese in großer Zahl bei jedem Essen auf dem Tisch landen, im Zug ist es still, Taxis sind günstig, auf den Straßen fühle ich mich sicher, in den Tempelanlagen demütig und wir begegnen hilfsbereiten Menschen.
Mit den Kolleg*innen, Stücknamen Siegfried, Wanderer, Gunther und Brühnhilde, gehe ich durch die Straßen von Daegu, auf der Suche nach einem Restaurant.
Wir werden angesprochen, woher wir kämen. Der Fragende, ja, solche Zufälle gibt es, entpuppt sich als leidenschaftlicher Wagner-Fan, der schon Karten für alle Vorstellungen gekauft hat und der sich nicht davon abbringen lässt, uns in sein Restaurant einzuladen, vor dem wir stehen. Mich beeindruckt die Faszination dieses Mannes aus einem anderen Kulturkreis für ein urdeutsches Werk. Das obligatorische Selfie mit den jeweiligen Darstellern ziert wahrscheinlich jetzt sein Restaurant.
Nachmittags sitze ich auf der Terrasse unseres Hotels mit Blick über den Fluss Nakdong und studiere meinen Klavierauszug. Vom nahe gelegenen Flughafen steigen nicht enden wollend Militärflugzeuge auf. Die Assoziation zu Tom Cruise in »Top Gun« erscheint unweigerlich, als die Jets ihre Übungen vollziehen: Von links nahend, laut, senkrecht in den Himmel aufsteigend, bis die Wolken sie verschlingen - irgendwo eine Schleife fliegend, das gleiche von vorn.
Kampfjets in dieser Präsenz repräsentieren für mich Tagesschaubilder aus anderen Gegenden der Erde oder aus Filmen. Wie naiv - mit 58. Die Bedrohung wirkt in Korea real, durch den kleinen Mann im Norden, aber auch in Käfertal empfinde ich seit 2022 durch die näher gerückten politischen Realitäten eine so noch nicht gefühlte Angst und hoffe darauf, dass unsere Mächtigen wissen, wie mit Macht umzugehen ist.
Abends probe ich dann ein Stück, das von Macht und Liebesentzug erzählt. Ich spiele einen kleinen Mann, vergleichbar mit Gollum in »Herr der Ringe« ...my precious, my preciuos...
Unsere Vorstellungen werden umjubelt. Handys werden erleuchtet, beim Schlussapplaus geschwungen - nach wie vor scheint das NTM künstlerisch die Menschen begeistern zu können: Wegen der Thematik, der Stimmen, des Orchesterklangs oder einfach wegen eines schönen Abends außerhalb der eigenen Wohnung? Jede*r wird mit Musik und Theater ein eigenes Erlebnis verbinden. Wir waren gute Botschafter, so mein Eindruck.
Mit vielen Impressionen beschenkt trete ich den Heimweg an und frage mich umso sehnsüchtiger, wann uns eine Spielstätte in Mannheim wieder solche Erlebnisse beschert.
Ich wurde düsenlaut mit politischen Realitäten eines geteilten Landes konfrontiert, habe mich gefreut, unsere Kolleginnen und Kollegen neu kennenzulernen, weiß jetzt, dass man Soju auch mit Bier mischt und wurde erinnert, dass das Darstellen des Mime kein hervorholen eines Museal-Reliktes ist.
Ich habe den »Ring« neu lieben gelernt
Uwe Eikötter, seit 1999 Ensemblemitglied am NTM

Uwe Eikötter in »Siegfried« (Mime)

Uwe Eikötter (Mime) , Jürgen Sacher (Loge), Thomas Jesatko (Wotan) und Christan Franz (Siegfried)

Schlussapplaus