»Das Herz einer Mutter, der Körper eines Bären und die Seele eines Kindes« beschreibt Sandro Šutalo sich selbst. Wir treffen ihn zum Foto-Shooting in seiner Mannheimer Wohnung. Dort ist alles blau: blau wie Hamburg, wo er aufgewachsen ist, wie sein Sternzeichen Wassermann, wie die Elbe, die Freundschaft und das Meer. »Blau steht mir«, sagt Sandro und umarmt den blauen Wasserturm, der in seiner Wohnung steht. Der Schauspieler ist seit dieser Spielzeit Mitglied im Ensemble des NTM. Er stand bisher in den Produktionen »Was ihr wollt«, »Woyzeck«, »Nathan« und »Moby Dick« auf der Bühne und außerdem in mehreren Formaten als Sara Jevo. Sarajevo, das ist Sandros Geburtsstadt und Sara Jevo ist sein weiblicher Drag Character. »Sie ist das Beste von mir«, sagt er, »charmant, herzlich, frech und sexy, eine Superheldin, die viele Klischees, aber auch die großen Wahrheiten meiner Herkunft und meiner Identität als Mitglied der Alphabet-Mafia (abwertende Bezeichnung Konservativer für die LGBTQI-Bewegung, die sich die Community angeeignet hat, Anm. d. Red.) verkörpert«. Sich als Mann in Frauenkleidern auf die Bühne zu stellen, ist sein Statement gegen das Patriarchat und gegen die Art und Weise, wie Männer in dieser Gesellschaft aufgezogen werden. Sandro spielt gerne Komödien mit Herz auf Augenhöhe mit dem Publikum. »Wir müssen raus aus unserer Bubble und zurück zum Volkstheater, was so oft verpönt wird.« Dafür steht »Die Dreigroschenoper«, das Stück, das er gerade mit Hausregisseur Christian Weise probt und in dem er die Rolle der Celia Peachum übernimmt. Das Publikum wird mit der Inszenierung in eine Welt entführt, die sehr düster ist, aber gleichzeitig auch sehr bunt und vor allem sehr unterhaltsam.
Text: Franziska Betz