Die Geschichte des Nationaltheaters beginnt nicht am Goetheplatz, sondern in den Mannheimer Quadraten. 1775 beauftragte Kurfürst Carl Theodor den Umbau eines Zeughauses in B3 zu einem Theater. Zwei Jahre später wurde das Haus nach den Plänen von Lorenzo Quaglio eröffnet. Zunächst wurde das Gebäude noch eher unregelmäßig von Schauspieltruppen bespielt. Unter anderem spielte dort Theobald Hilarius Marchand mit seiner Truppe. Erster Intendant sollte niemand geringerer als Gotthold Ephraim Lessing werden, der dem Ruf nach Mannheim jedoch nicht folgte. Nachdem sich Abel Seyler in der Rolle des Intendant versucht hatte, bekommt das Theater mit Wolfgang Heribert von Dalberg einen Intendanten, der das Haus über zwei Dekaden prägen sollte. Mit Beginn seiner Intendanz 1779 zählt das Nationaltheater offiziell seine Spielzeiten. 2029 begeht das Nationaltheater seine 250. Spielzeit.
Das klassizistische Gebäude am Schillerplatz, der in den ersten Jahrzenten noch Komödienplatz hieß, wurde mehrfach umgebaut, bis es am 5. September 1943 während einer Vorstellung von Webers »Freischütz« von einer Bombe getroffen wurde. Es brannte fast vollständig aus. Die Sängerin Irene Ziegler, die in dieser Nacht Luftschutzdienst hatte, erinnerte sich:
»Schon bald bemerkten wir in unserem Luftschutzkeller, dass das Theater getroffen sein musste. […] Kurz darauf war die telefonische Verbindung unterbrochen. Wir versuchten, mit dem Wasser des Löschteiches den Brand zu bekämpfen – ein aussichtsloses Bemühen. […] Mit gewaltigem Klirren stürzte der große Kronleuchter im Zuschauersaal zu Boden. […] Gegen 6 Uhr morgens war das Theater mit seiner unvergleichlichen Atmosphäre und seiner herrlichen Akustik bis auf den neuen Mittelteil völlig ausgebrannt. Ein grauenhaftes Bild der Zerstörung. Mannheimer, die in dieser Nacht selbst alles verloren hatten, standen weinend vor ihrem Nationaltheater.«
Nach der Zerstörung des Nationaltheaters wurde der Spielbetrieb zunächst im Rokokotheater Schwetzingen und auf den Städtischen Bühnen Heidelberg fortgesetzt. Am 1. September 1944 kam der gesamte Theaterbetrieb im Deutschen Reich zum erliegen. Doch bereits am 12. August 1945 nahm das Nationaltheater mit einer Aufführung von Haydns »Die Schöpfung« in der Christuskirche seinen Spielbetrieb wieder auf.

Erstes Konzert nach Kriegsende Programmzettel »Die Schöpfung« in der Christuskirche
Mit der Premiere von Hugo von Hofmannsthals »Jedermann« am 9. November 1945 zog das Nationaltheater in die Schauburg (K7) um – ein ehemaliges Kino, das bis zur Wiedereröffnung des neuen Hauses 1957 als feste Spielstätte diente. Die beengten Verhältnisse erforderten von den Mitarbeitenden großes Improvisationstalent.
Den Verantwortlichen, die die Zeitkapsel bestückten, war es ein besonderes Anliegen, diese schwierigen Bedingungen zu dokumentieren – auch als Argument für den Neubau. Ein Heft zur 174. Spielzeit (1953) gewährt Einblicke in den Spielbetrieb hinter der Bühne: Der Pförtner sitzt in einem Bretterverschlag, Arbeiter balancieren Bühnenteile durch schmale Treppenhäuser und in den Garderoben geht man auf Tuchfühlung.
Das Gebäude existiert noch heute und wird unter anderem als Gewerbefläche genutzt.
Den Verantwortlichen, die die Zeitkapsel bestückten, war es ein besonderes Anliegen, diese schwierigen Bedingungen zu dokumentieren – auch als Argument für den Neubau. Ein Heft zur 174. Spielzeit (1953) gewährt Einblicke in den Spielbetrieb hinter der Bühne: Der Pförtner sitzt in einem Bretterverschlag, Arbeiter balancieren Bühnenteile durch schmale Treppenhäuser und in den Garderoben geht man auf Tuchfühlung.
Das Gebäude existiert noch heute und wird unter anderem als Gewerbefläche genutzt.
Obwohl sich die Schauburg in der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreute konnte sie nur ein Provisorium sein. Die beengten Verhältnisse im ehemaligen Kino, das für einen Theaterbetrieb nicht vorgesehen war, erforderten einen Umzug des Betriebs in ein angemessenes Gebäude. Ein Wiederaufbau des Nationaltheaters am alten Standort wurde als »indiskutabel« verworfen – das Gelände war zu klein und entsprach nicht den Anforderungen eines modernen Theaters. Oberbürgermeister Dr. Hermann Heimerich machte den Neubau des Theaters zur Chefsache und brachte die Standortsuche voran:
»Wenn die Bevölkerung und breite Masse sich an einem solchen Theater beteiligen soll, wenn sie Interesse nehmen soll am Theater, noch stärkeres Interesse als bisher, muß sie die Vorstellung haben, wo ungefähr dieses Theater hinkommt, sie muß die Vorstellung haben, wie das Theater dort ungefähr aussehen wird.«
Mehrere mögliche Standorte wurden diskutiert: der Friedrichspark, der Schneckenhof im Schloss, die N-Quadrate (N5 und N6), der Untere Luisenpark (Ecke Renzstraße/Kolpingstraße) und das Neckarufer in Wohlgelegen (»Weißer Sand«). Parallel dazu wurde ein Rundbautheater nach Entwürfen der Schweizer Architekten Stöcklin und Laban erwogen, das jedoch nicht realisiert wurde.
Noch 1951 sprach sich der damalige Kulturdezernent Dr. Christoph Andritzky gegen den Goetheplatz als neuen Standort aus:
Noch 1951 sprach sich der damalige Kulturdezernent Dr. Christoph Andritzky gegen den Goetheplatz als neuen Standort aus:
»Die Errichtung eines Theaters auf dem Goetheplatz wird durch den dort befindlichen Bunker außerordentlich erschwert. Selbst wenn dieser entfernt werden würde, scheint mir der Platz wenig geeignet [...]. Eine Überbauung des Platzes würde die Frischluftzufuhr vom Neckar und aus dem Luisenpark zur Innenstadt stark beeinträchtigen; […].«
Christoph Andritzy in einem Schreiben vom 30.05.1951 an OB Heimerich; Betr.: Rundbautheater; Bezug: Ihr Auftrag vom 22.05.1951, Marchivum.
Christoph Andritzy in einem Schreiben vom 30.05.1951 an OB Heimerich; Betr.: Rundbautheater; Bezug: Ihr Auftrag vom 22.05.1951, Marchivum.
Je nach Zeitpunkt und Entscheidungsträger änderten sich die Favoriten: Besonders beliebt waren die N-Quadrate, der Friedrichspark und der Obere Luisenpark. Auch der Friedrichsplatz sowie B1 und B2 standen kurzzeitig zur Debatte.
Nationaltheater-Intendant Dr. Hans Schüler plädierte schließlich für einen sichtbaren Standort:
Nationaltheater-Intendant Dr. Hans Schüler plädierte schließlich für einen sichtbaren Standort:
»Wenn Goetheplatz und Luisenpark, die ich weitaus am geeignetsten fände, dafür nicht in Betracht kommen, sollte man einen anderen Verkehrsmittelpunkt für das Theater wählen. Die beste Werbung für ein Theater ist es, wenn die Einwohner der Stadt in großer Zahl täglich daran vorbeigehen.«
Dr. Hans Schüler, 23.07.1951
Dr. Hans Schüler, 23.07.1951
Während Politik und Theaterausschuss über mögliche Standorte diskutierten, rief der Mannheimer Morgen im August 1951 die Bevölkerung zur Mitbestimmung auf:
»Wohin würden Sie Mannheims neues Nationaltheater bauen?«
Der Goetheplatz stand in dieser Umfrage nicht zur Wahl. Kurz darauf forderte die Stadt auch ihre Ämter, Schulen und Hochschulen zur Beteiligung auf:
»Die Stadt Mannheim befasst sich bekanntlich mit den Vorbereitungen eines Theaterneubaus. Sie legt Wert darauf, die Ansicht der Bürger der Stadt zur Frage kennenzulernen, wohin das Theater gebaut werden soll. Wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie uns auch Ihre Auffassung hierzu mitteilen würden.«
Die Belegschaft des Nationaltheaters sprach sich mehrheitlich für den Unteren Luisenpark (166 Stimmen) aus, gefolgt von N5/N6 (74 Stimmen). Der Friedrichspark und der »Weiße Sand« lagen mit 20 bzw. 17 Stimmen abgeschlagen auf den hinteren Plätzen.
Am 2. Februar 1952 einigte sich der Stadtrat schließlich auf den Goetheplatz als Standort für den Theaterneubau – nach eingehender Prüfung mehrerer Alternativen:
- B3 (alter Standort): zu beengt
- Theodor-Kutzer-Ufer (Weißer Sand): zu abgelegen (»Der Neckar wirkt als Trennlinie. Ein Theater sollte aus psychologischen Gründen nahe am Publikumsverkehr liegen.«)
- N5/N6: Umspannwerk hätte verlegt werden müssen (2 Mio. DM Kosten)
- Friedrichspark: teuer und »dem Publikumsverkehr entrückt«
- Oberer Luisenpark: landschaftlich reizvoll, aber ebenfalls zu abgelegen
- Schneckenhof (Schloss): schlechte Sichtbarkeit, schwierige Verkehrsanbindung, eingeschränkte bauliche Möglichkeiten
»Die bisher wieder erbauten Theater im Bundesgebiet mußten unter Verwendung übriggebliebener Fassaden oder teilzerstörter Bauwerke gebaut werden, so daß eigentlich neuzeitliche Planungen nicht möglich waren. Mannheim sollte die Chance, ein neues Theater von Grund auf neu planen und bauen zu können, ausnutzen.«
Die entscheidenden Kriterien für den Standort waren:
Mit nur 400.000 DM für die Geländebereitung erwies sich der Goetheplatz zudem als eine der wirtschaftlichsten Optionen.
- Nähe zum Publikumsverkehr
- Gute ÖPNV-Anbindung
- Räumliche Entfaltungsfreiheit
- Gestaltungsfreiheit für einen modernen Neubau
- Sichtbarkeit im Stadtbild
Mit nur 400.000 DM für die Geländebereitung erwies sich der Goetheplatz zudem als eine der wirtschaftlichsten Optionen.
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