Der zerbrochne Krug

von Heinrich von Kleist

Dauer 1 Std 20 Min, ohne Pause
Sprache In deutscher Sprache
Der geliebte Krug von Marthe Rull ist zerbrochen worden! Der Verlobte ihrer Tochter Eve soll es gewesen sein. Aber ist es so einfach? Eine Dorfgesellschaft steht vor einer harten Prüfung: Wem kann man heute überhaupt noch trauen?
Für Marthe Rull ist klar, dass Ruprecht, der Verlobte ihrer Tochter, der Täter ist. Doch im Prozess gibt es bald Grund zur Annahme, dass es jemand anderes gewesen sein könnte: Eve schweigt, Ruprecht glaubt, dass ein Liebhaber sich eingeschlichen hat, und die Nachbarin will sogar den Teufel gesehen haben. Alle schieben sich gegenseitig die Schuld zu und auch das Gericht macht sich verdächtig. Die Prozessführung wird immer absurder, während sich die oberste Gerichtsbarkeit in der eigenen Doppelmoral verfängt.
Was ist die Wahrheit und welche Wahrnehmung zählt? Verschiedenen Perspektiven bringen nach und nach die Lügen einer eingeschworenen Gemeinde ans Licht. Kleists Komödie verhandelt, ob Menschen sich vertrauen und wann sie solidarisch sein können. Regisseurin Anna-Elisabeth Frick interessiert sich dabei für gesellschaftliche Systeme, in denen die Verhältnisse fest zementiert sind, Menschen sich Positionen gesichert haben und Verantwortung lieber von sich schieben. Mit Kleists raschen Dialogen wirft sie einen humorvollen Blick auf eine gewissenslose Gesellschaft, die ins Wanken gerät.

Hinweis
In dieser Inszenierung kommt es zum Einsatz von Stroboskop-Licht. Außerdem thematisiert das Stück Machtmissbrauch und sexuellen Missbrauch.
Musikalische Konzeption von Hannes Strobl
Zehn elektroakustische Kompositionen bilden den klanglichen Rahmen dieser Inszenierung von Anna Elisabeth Frick und gliedern den Text von Kleist. In enger Verbindung mit der Choreographie von Ted Stoffer entfaltet die Musik ein Spannungsfeld zwischen weiten, schwebenden Klangräumen und dynamischen, rhythmischen Strukturen. Die klangliche Gestaltung bewegt sich dabei zwischen tranceartigen Momenten hingebungsvoller Erhebung und pulsierenden Klangmassen, die autoritäre Macht und die Kälte repressiver Systeme hörbar machen. So entstehen musikalisch-performative Sequenzen, in denen der Text innehält, während Klang und Bewegung den Raum übernehmen.
Markant ist der Kontrast zwischen Kleists historisch geprägter Sprache und der elektronischen Musik: Während die verschachtelte Rede den Figuren ihre zeitliche Verankerung verleiht, bricht die zeitgenössische Klangästhetik diese Welt auf und konfrontiert sie mit einer heutigen Erfahrung von Macht, Kontrolle und Verführung. In dieser Reibung tritt auch die besondere Musikalität von Kleists Sprache hervor, deren Rhythmus und Klangfarben im Zusammenspiel mit der Elektronik neu zur Geltung kommen. So öffnet sich ein Resonanzraum, der die Widersprüche und Abgründe
des Dramas hörbar macht und den theatralen Raum mit einer Intensität auflädt, die verführerisch und beunruhigend zugleich ist.

Hannes Strobl: Komposition, Elektronik, E-Bass, E-Kontrabass
David Moss: Stimme auf »Cloning«

Trailer & Programm

Besetzung

Pressestimmen
»Ein imposantes Bodenfragment und sphärische Klänge verzaubern Mannheim mit Kleists ›Der zerbrochne Krug‹ im Alten Kino Franklin des Nationaltheaters.« (Mannheimer Morgen, 29.09.2025)

»Insgesamt bietet der Abend einen veränderten Blick auf Kleists Lustspiel, zugleich aber auch ein besonderes optisch-akustisches Erlebnis. Starker Applaus.« (Rhein-Neckar-Zeitung, 29.09.2025)

»Munkerts Ada laviert äußerst wendig und gelenkig zwischen jovial-intrigantem Schmeicheln und unverblümter Drohung, um die Wahrheit zu vertuschen und allzu gern einen Unschuldigen an eigener Stelle büßen zu lassen.« (Mannheimer Morgen, 29.09.2025)

»Großes, lustvolles Schauspiel zeigt Ragna Pitoll, wenn ihre Marthe zwischen flammendem Furor und Weinseligkeit changierend die Krug-Klage erhebt.« (Mannheimer Morgen, 29.09.2025)

»zugleich schärft die sehenswerte Inszenierung den kritischen Blick auf die institutionelle Verdorbenheit, auf Korruption und Heuchelei, die Kleists Stück innewohnt.« (Mannheimer Morgen, 29.09.2025)

Alle Termine

Sa, 27.12.2025, 19:30 Uhr
Fr, 09.01.2026, 19:30 Uhr
Sa, 24.01.2026, 19:30 Uhr
Di, 03.03.2026, 10:30 Uhr
Vorstellung im Rahmen der »Schule der praktischen Weisheit«. Anmeldung bei der Theaterkasse oder Paula Franke.
Vorstellung im Rahmen der »Schule der praktischen Weisheit«. Anmeldung bei der Theaterkasse oder Paula Franke.
Do, 12.03.2026, 19:00 Uhr
Vorstellung im Rahmen der »Schule der praktischen Weisheit«. Anmeldung bei der Theaterkasse oder Paula Franke.
Vorstellung im Rahmen der »Schule der praktischen Weisheit«. Anmeldung bei der Theaterkasse oder Paula Franke.
Fr, 13.03.2026, 10:30 Uhr
Vorstellung im Rahmen der »Schule der praktischen Weisheit«. Anmeldung bei der Theaterkasse oder Paula Franke.
Vorstellung im Rahmen der »Schule der praktischen Weisheit«. Anmeldung bei der Theaterkasse oder Paula Franke.
Weitere Vorstellungen sind in Planung. Termine werden jeweils am Ende des Vorvormonats bekannt gegeben.