Opermit deutschen ÜbertitelnOPAL

Lohengrin

Romantische Oper in drei Akten

von Richard Wagner
Dauer ca. 4 Std 30 Min, inkl. 2 Pausen
Sprache In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Der Herzog von Brabant ist tot, seine Tochter Elsa wird des Mordes an ihrem Bruder bezichtigt. Verzweifelt erträumt sie sich himmlische Rettung, die in Gestalt des Schwanenritters Lohengrin erscheint. Doch seine Hilfe ist an eine Bedingung geknüpft – nie darf sie ihn nach Namen oder Herkunft fragen.
Die frühmittelalterliche Welt von Wagners Oper »Lohengrin« ist eine des Umbruchs: Die alte Ordnung wird von einer neuen herausgefordert. Während Elsa zwischen Hingabe und Zweifel schwankt, intrigiert die zauberkundige Ortrud, um die Macht in Brabant zu gewinnen und den germanischen Glauben wiederherzustellen. Und Lohengrin? Ist er Erlöser, Instrument einer fremden Macht oder Vermittler? Was bedeutet sein letztliches Verschwinden? Roger Vontobels Neuinszenierung schafft eine Welt, in der Glaube, Macht und Widerstand unauflöslich ineinander verwoben sind; Generalmusikdirektor Roberto Rizzi Brignoli wird die seinerzeit neuartigen Klangwelten Wagners differenziert und mit rhythmischer Prägnanz zum Ausdruck bringen. In einer Zeit, in der kulturelle Identitäten und ideologische Konflikte in den Mittelpunkt globaler Debatten rücken, zeigt »Lohengrin« die Tragik des Wandels – und stellt grundlegende Fragen zu Religion, Kolonialisierung und Naturbeherrschung.
Wir danken dem Richard-Wagner-Verband Mannheim Kurpfalz e. V., der Fontana Stiftung, der Stiftung Nationaltheater sowie den Freunden und Förderern des Nationaltheaters e. V. für die Förderung des Bühnenbildes.
»Lohengrin« – Leitmotive der Oper
»Lohengrin« – Leitmotive der Oper
Fragen an den Generalmusikdirektor Roberto Rizzi-Brignoli

Als Ergänzung zu unserem Programmheft haben wir hier einige der wichtigsten Leitmotive der Oper zusammengestellt – als Hörbeispiele von Cordelia Huberti mitsamt der Kommentare unseres musikalischen Leiters, Roberto Rizzi Brignoli.
Als Richard Wagner ab dem »Fliegenden Holländer« begann, die starre Ordnung von Arie und Rezitativ aufzulösen und eine »ewige Melodie« anzustreben, brauchte er eine neue Technik, um den musikalischen Zusammenhalt zu gewährleisten. Seine Lösung: Kurze musikalische Motive, die sich flexibel den unterschiedlichsten Situationen anpassen und sie charakterisieren, die sogenannten »Leitmotive«. Manchmal hört man diese Motive in den Singstimmen, aber meist subtil in der Begleitung.
121 Gralsklänge / Gralsmotiv
Ein Motiv ist normalerweise etwas Klarumrissenes, Gestalthaftes. Aber hier, gleich zu Beginn des Stückes? Eine Musik, in der fast nichts passiert, ein Hauch von Nichts – oder?

RRB: Das Gralsmotiv in »Lohengrin« ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Musik Konzepte und tiefe Emotionen hervorrufen kann, ohne etwas Konkretes darzustellen. Gleich am Anfang der Oper erscheint es in einer langsamen, kontemplativen Bewegung, die eine Atmosphäre von Mysterium und Heiligkeit schafft.
Es geht hier nicht darum, etwas Greifbares zu beschreiben, sondern eine Stimmung zu evozieren – eine göttliche Präsenz, die sich der Sprache entzieht. In diesem Sinne kann man das Gralsmotiv als eine Form von »reiner Musik« verstehen, die eine spirituelle und emotionale Erfahrung schafft. – Wagner war ein Meister darin, solche unsichtbaren Räume mit Klang zu eröffnen!
128 Elsas Traum
Wagner wollte eigentlich keine Arien mehr schreiben. Für Elsas Auftritt hat er sich dann aber doch etwas besonders Schönes einfallen lassen…

RRB: Ja »Elsas Traum«. Hier verwendet er eine Art arioso, eine freiere, deklamatorische Gesangsweise, die weder Arie noch Rezitativ ist. Das Ergebnis ist eine Musik, die lyrisch und dramatisch zugleich ist und Elsas inneres Wesen unmittelbar erfahrbar macht. Man spürt in diesem Moment ihre Zartheit, ihre Sehnsucht und ihre Verwundbarkeit. Wagner schafft etwas Neues – eine Form, die sich perfekt an den Charakter anpasst und zugleich das Drama vorantreibt.
132 Gotteskampf-Motiv
Dieses zackige Motiv hört man ständig in der Oper… Dabei findet der Gotteskampf doch ganz am Anfang statt!

RRB: Das »Gotteskampf-Motiv« ist ein sehr prägnantes musikalisches Thema im »Lohengrin«. Es ist scharf, energisch, fast aggressiv. Dass Wagner es auch später im Stück wiederholt, obwohl der Kampf längst vorbei ist, zeigt: Es geht um mehr als ein einzelnes Ereignis!
Das Motiv steht für etwas Größeres – den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen göttlicher Gerechtigkeit und zerstörerischen Mächten. In dieser ständigen Wiederkehr liegt seine eigentliche Bedeutung: Der Kampf ist nie beendet, er zieht sich durch die gesamte Oper.
134 Schwanenlied
»Mein lieber Schwan!« – das ist im Deutschen zum ironischen Ausruf geworden, wenn etwas Außergewöhnliches passiert…

RRB: In Wagners Musik sind sie das Gegenteil davon! Es sind hoch emotionale, schmerzvolle Worte. Lohengrin wendet sie an seinen mystischen Begleiter, den Schwan, der ihn aus Montsalvat hergebracht hat. Musikalisch ist der Moment von größter Transparenz. Im ersten Akt sogar mit langen Orchesterpausen, fast so, als ob nur die menschliche Stimme allein in den Himmel reichen könnte. Kein Spott, keine Ironie – sondern tiefe Zärtlichkeit und Trauer.
136 Frageverbot
Das Frageverbot hat eine sehr prägnante Melodie – Lohengrin singt es gleich zweimal hintereinander, damit Elsa es ernst nimmt. Wie erreicht Wagner diese Unerbittlichkeit?

RRB: Indem Wagner »sehr langsam« bei der ersten Aufforderung Lohengrins notiert und »gesteigert, sehr ernst, noch bestimmter« bei der zweiten. Die gesamte Partitur ist reich an präzisen Anweisungen in Wagners Text, die Sänger und Dirigenten klar vorgeben, welche Intention und welche Färbung eine Phrase haben soll!
141 Unheilmotiv / Versuchungsmotiv
Diese Musik zu Beginn des zweiten Aktes – das klingt ja fast atonal.. Wo kommt das her? Was ist das für ein Motiv?

RRB: Das »Unheil-Motiv« – eines der zentralen Leitmotive im »Lohengrin«. Es kündigt das Herannahen der Katastrophe an – den Bruch des Vertrauens zwischen Elsa und Lohengrin und den Einfluss dunkler Figuren wie Ortrud. Man hört es in chromatischen, abwärts gerichteten Linien, in den tiefen Streichern oder dunklen Bläsern. Es hat etwas Bedrohliches – wie eine Schlange, die jederzeit zustoßen könnte. Besonders deutlich wird das, wenn Ortrud Elsa Zweifel einflüstert. Aber auch in dem Moment, in dem Elsa das Tabu bricht und Lohengrin nach seinem Namen fragt! Dann kehrt das Unheil-Motiv zurück – als Zeichen, dass es kein Zurück mehr gibt…
154 Brautlied (Treulich geführt)
Der Hochzeitsmarsch ist kein Leitmotiv, oder? Aber immerhin eines der populärsten Stücke Wagners…

RRB: So populär, dass es als Kind mein allererster Kontakt mit der Musik Wagners war – ich hörte es damals bei einer Hochzeitsfeier!
157 Liebesseligkeit-Motiv
»Lohengrin« ist deutscher als deutsch. Trotzdem verströmt Wagner in manchen emotionalen Momenten einen fast mediterranen Schmelz – oder täuscht das?

RRB: Alles in »Lohengrin« scheint einer spezifisch deutschen Vision zu dienen – ethisch, ästhetisch, spirituell. Und doch spürt man an manchen lyrischen, intimen Momenten eine schmerzlich zarte Melodik, eine Sinnlichkeit, die wenig mit nordischem Ernst zu tun hat – hier tritt die »mediterrane Süße« hervor. Es erinnert fast an Debussy…
Man darf nicht vergessen: Auch wenn Wagner meist als nordischer Titan gilt, war er für den Charme des Mittelmeeres nicht unempfänglich. Er reiste nach Italien, vor allem nach Venedig (wo er starb), und war fasziniert von der Kunst und vom Licht des Südens. Er liebte Bellini und pries in seinen Briefen die italienische Melodie und den Belcanto wegen ihrer Natürlichkeit und Schönheit.
Ja, in Wagner gibt es eine mediterrane Süße – gefiltert durch seine Vision, aber dennoch authentisch.
163 Lohengrins letzter Gesang an Elsa
»Erlösung« ist ein wichtiger Begriff in Wagners Denken. Der Lohengrin jedoch endet unerlöst – oder gibt es irgendeine geheime musikalische Botschaft am Schluss?

RRB: Wagner entwickelte im Laufe der Zeit eine immer komplexere Vorstellung von »Erlösung«: In »Tannhäuser«, »Der fliegende Holländer« und »Tristan« ist es die Liebe, die erlöst, in »Parsifal« sind es Mitgefühl und Verzicht, im »Ring« die Vernichtung des Ego und die Rückkehr zur natürlichen Ordnung. Erlösung bedeutet bei Wagner keine Belohnung, sondern spirituelle Verwandlung.
In »Lohengrin« wird scheinbar niemand erlöst: Elsa ist zerstört, Lohengrin geht besiegt und das Volk verliert seinen Helden. Doch die Schlussmusik erzählt etwas anderes – und hier liegt die »geheime Botschaft«. Am Ende kehrt der junge Gottfried, Elsas Bruder, wie durch ein Wunder zurück, verwandelt in den rechtmäßigen Herzog, nachdem er Opfer von Ortruds schwarzer Magie war. Es ist, als ob Lohengrin ein Geschenk hinterlässt: die Wiederherstellung von Ordnung und Unschuld. Musikalisch begleitet Wagner Gottfrieds Erscheinen mit einer Transfiguration des Gralsmotivs – hell, majestätisch, ergriffen. Nicht triumphal, sondern erhaben: ein Moment »erlösender Musik«, als sei etwas geläutert worden. So wird Lohengrin selbst nicht erlöst (…er erscheint eher tragisch, fast wie ein zurückgewiesener Christus), aber seine Anwesenheit hat andere gereinigt.
Elsa wird nicht gerettet, doch Gottfried schon. Das Reich ist erschüttert, doch die Unschuld kehrt zurück.

⚡ Hinweis
In dieser Inszenierung kommt es zum Einsatz von Stroboskop-Licht.
🔍 Kunst & Vermittlung
Zu dieser Produktion bieten wir Einführungs- und Nachbereitungsworkshops für Schulklassen und Gruppen an.
Bei Interesse kontaktieren Sie gerne Jessica Salzmann (E-Mail: jessica.salzmann@mannheim.de / Tel.: 0152 04108907).

Trailer

Pressestimmen
Roberto Rizzi Brignoli hat keine Angst vor dem Pathos der Partitur. Im Gegenteil. Er animiert den von Alistair Lilley vorbereiteten wunderbaren Chor des Nationaltheaters zu einer fantastischen Leistung. Bei all den lyrischen Passagen, die es im Lohengrin natürlich auch gibt, die großen Chorszenen haben schlichtweg Überwältigungspotenzial. Man bekommt Gänsehaut (…)
(Rheinpfalz vom 28.10.2025)

Jonathan Stoughton debütiert als Titelheld, gut balanciert er in der Dauerhöhe, prima hält er durch (…) Astrid Kessler hat bereits Erfahrung als Elsa, ihr Sopran wagt sich an alle Grenzen, auch spielt sie großartig (…) Joachim Goltz überzeugt erwartungsgemäß als Telramund.
(Frankfurter Rundschau vom 28.10.2025)

Fabelhaft ist das dunkle Paar, gesungen von Julia Faylenbogen und Joachim Goltz. Sie eine mal verzaubernd zärtliche, mal überlegen manipulierende, dann wieder giftig hämische Ortrud. Erein kernig auftretender, dann niedergeschlagenerund später wieder mächtig auftrumpfender Telramund, der allerdings für seine Taten bitter büßen muss und vorher noch von allen gedemütigt wird. (…) Astrid Kessler gibt eine sehr verletzliche, fast kindliche Elsa, die in ihren großen Momenten aber aufblüht. Und auch der Rollendebütant Jonathan Stoughton macht seine Sache als Lohengrin ziemlich gut. Er singt einen schlanken, jugendlichen, ganz unsentimentalen Helden (…)
(Rhein-Neckar Zeitung vom 28.10.2025)

Nikola Diskics Heerrufer ist sowohl stimmlich als auch darstellerisch hoch präsent. Und Patrick Zielke verleiht Heinrich einen beneidenswerten Tieftöner.
(…) Und dann, plötzlich, stehen einem doch Tränen in den Augen – hervorgerufen durch die Musik, die Rizzi Brignoli im Orchestergraben mit Orchester, Chor und Solisten transparent macht, schon gleich im glitzernden Oszillieren der vier Violinengruppen des Vorspiels.
(Mannheimer Morgen vom 28.10.2025)

Das gefeierte Ensemble bewährt sich auf hohem Niveau und liefert die besten Argumente für einen Vorstellungsbesuch.
Die Inszenierung lebt in Fabian Wendlings Bühnenbild aber vor allem vom Schwarz-Weiß-Kontrast, in dem die christlichen Heerscharen König Heinrichs mit Lichtschwertern ausgerüstet sind und in der düsteren Gegenwelt Dämonen spuken, vier tanzenden Begleiterscheinungen von Julia Faylenbogens furioser Ortrud und dem gestochen scharf artikulierenden Telramund des Joachim Goltz.
(Allgemeine Zeitung vom 28.10.2025)

Alle Termine

Fr, 19.12.2025, 18:00 Uhr
Kurzeinführung um 17.15 Uhr | mit deutschen Übertiteln
So, 11.01.2026, 15:00 Uhr
Kurzeinführung um 14.15 Uhr | mit deutschen Übertiteln