Das Haymatministerium

Vier Jahre nach Hanau: »Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland« | Lesung von Çetin Gültekin und Mutlu Koçak, moderiert von Aisha Camara I Mit Live-Performance von SKN

Am 19. Februar 2020 ermordete ein Attentäter in Hanau neun Menschen aus rassistischen und gegen Rom*nja und Sinti*zze gerichteten Motiven: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.
Seitdem engagieren sich die Hinterbliebenen unermüdlich fürs Erinnern an die Opfer in der Bewegung #SayTheirNames und gegen den tief verwurzelten Rassismus in Deutschland. Einer von ihnen ist Çetin Gültekin, der Bruder des ermordeten Gökhan Gültekin. Zusammen mit Mutlu Koçak erzählt er in seinem Buch »Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland. Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau« die berührende Geschichte seines Bruders und zeigt: Wir sind nicht »die Anderen«, sondern ein Teil der deutschen Gesellschaft.
Gökhan Gültekin wurde 1982 in Hanau geboren, die Familie stammte aus der Türkei. Vor dem Anschlag war er bereits zweimal knapp dem Tod entkommen, hatte sich dennoch stets ins Leben zurückgekämpft, ohne seine positive Einstellung zu verlieren. Doch am 19. Februar 2020 überlebt er nicht.
Kurz nach dem vierten Jahrestag des Anschlags in Hanau lesen Çetin Gültekin und Mutlu Koçak aus ihrem kürzlich erschienenen Buch und gehen im Gespräch mit der Moderatorin Aisha Camara der Frage nach, wie eine Erinnerungskultur geschaffen werden kann, die sich aktiv gegen strukturellen Rassismus wehrt. Als musikalischer Abschluss des Abends tritt der Rapper SKN auf, der für das Buch den Soundtrack komponiert hat.

Mit
Çetin Gültekin, geboren 1974, von Beruf Industriemechaniker, war bis zum rassistischen Terroranschlag vom 19.02.2020 selbstständig und leitete eine Speditionsfirma. In Hanau geboren, aufgewachsen und immer noch dort lebend, wurde er nach dem Attentat zu einem der bekannten Gesichter im Kampf gegen Rassismus und für Aufklärung im Namen seines getöteten Bruders, aber auch für die anderen Opfer und Hinterbliebenen.

Mutlu Koçak, geboren 1991, ist gelernter Informatikkaufmann, studierte Soziologie und Politikwissenschaften und arbeitet als Medienberater. In seiner Freizeit organisiert er soziale Aktionen und leistet ehrenamtlich Jugendarbeit, speziell im Bereich Bildung, Musik und Sport. Als enger Freund unterstützt er Çetin Gültekin dabei, die Geschichte seines Bruders in einem Buch zu erzählen.

In einer Zeit, in der »Fame« über alles geht und besonders materielle Anreize durch viele Künstler*innen hervorgehoben werden, macht SKN authentischen Rap und bringt diese Kunst mit all seinen Werten und Botschaften wieder auf ihren Ursprung zurück. Er akzeptiert nicht, dass die Musik an zweiter Stelle steht und arbeitet sehr vielfältig daran, setzt nicht auf irgendwelche Trends und sendet damit klare Messages an die Rap-Szene. Geboren und aufgewachsen als türkischer Junge in Deutschland, hat er sich menschlich als auch musikalisch durchgekämpft und ist immer seinen eigenen Weg gegangen. Beeinflusst durch seine älteren Brüder, identifizierte er sich schon von klein auf mit dem Hip-Hop Genre und beeindruckte mit seinem Talent und den zahlreichen »Freestyles« auf dem Schulhof. Angefangen am Handy, ist er inzwischen im Besitz eines professionellen Tonstudios. Er hat sich alles selber aufgebaut und hierfür auf Vieles verzichtet.

Aisha Camara ist Kuratorin, freie Moderatorin und interdisziplinäre Kommunikationsberaterin. Ihr Schaffen verortet sie an den Schnittstellen zwischen diskriminierungskritischer Kommunikation, Anti-Rassismus, rechter Gewalt, Antidiskriminierung, Kultur und politischer (Jugend-) Bildung.

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