Zeitfenster Nr. 13

Mosaike im Gestaltungskonzept des Nationaltheaters

Das Nationaltheater Mannheim verfügt sowohl in seiner Innen- wie auch seiner Außengestaltung über ein vielfach verwobenes Gestaltungskonzept. Das Zusammenspiel aus Materialstruktur und Farbe ist dabei von großer Bedeutung. Raue und glatte Oberflächen sowie Naturfarben und eingefärbte Materialien sorgen für Abwechslung. Dies sollte dazu beitragen, die durch den Raumbedarf bedingten großen Flächen weniger massiv erscheinen zu lassen.
Hierbei kam der Gestaltung der Wände mit Mosaiken eine bedeutsame Rolle zu. Sie reflektieren das Licht sowohl im Tages- als auch im Kunstlichtbetrieb und schaffen so ein nahezu unmerkliches, aber sich stets wandelndes Lichtspiel. Dieses belebt ebenfalls die durchaus strenge Architektur. Im NTM überwiegen Mosaiken, die keine Bildinhalte aufweisen. Es sind Wandflächen, deren Zugehörigkeit zu bestimmten Funktionen so hervorgehoben wird. In dem 1957 der Theaterkasse zugeordneten Bereich werden hellgelbe Töne verwendet. Gegenüber wird an der ursprünglichen Erfrischungstheke im Foyer mit Flächen in verschiedenen Erdtönen gearbeitet. Schaut man sehr genau hin, entdeckt man dort in der oberen, bräunlich wirkenden Mosaikfläche eine mäandernde Struktur. Sie wurde durch den späteren Einbau einer Uhr in Mitleidenschaft gezogen. Anlässlich der Vergrößerung der Bewirtungstheke wurde das zugehörige untere Steinmosaik sogar vollständig »geopfert«. Das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg beklagt den Qualitätsverlust:
»die Rückwand des Bewirtungsbereichs auf der Nordseite erhielt ein Steinmosaik aus Rot-, Grau- und Gelbtönen. Tags wirken die Materialfarben als einzelne Schattierungen, im Kunstlicht der Glühlampen überblenden sie sich zu einem flirrenden Goldton. Die Art des Mosaiks (Steingröße etc.) wurde am später eingefügten Tresen nachgeahmt, aber in ihrer Gesamtwirkung bei weitem nicht erreicht.«
Der ursprüngliche Zustand von 1957 (ohne die Wanduhr) sah so aus:
MARCHIVUM, Bildsammlung, KF 014808 im Ausschnitt
Mosaiken waren in der Nachkriegsmoderne manchmal ein zu wenig beachtetes, aber dennoch nicht weg zu denkendes Element. Kunst am Bau hatte Konjunktur. Mosaiken zeigten in vorbildhafter und zugleich bescheidener Weise in der Zeit des Wiederaufbaus, wie man aus ganz kleinen Teilen (wieder) etwas Größeres entstehen lassen konnte. Außerdem referierte die Technik des Mosaiks auf eine mehrere tausend Jahre alte Tradition, die man schon vor Krieg und Zerstörung kannte und schätzte. So gelang es, sich in einen anderen Strang der Geschichte einzuordnen und eine unbelastete Kontinuität zu schaffen.
In dieser Linie stehen auch die zwei großen Bildmosaiken des Nationaltheaters. Eines stammt von Curth Georg Becker (1904 - 1972) und ist in zwei Teilen rechts und links des zentralen Zutritts in der Wandelhalle angebracht. Es schließt an die umliegenden hellgelb mosaizierten Wände an. Das Glasmosaik wurde in der Werkstatt des Bildhauers Berthold Müller-Oerlinghausen (1893 - 1979) gefertigt. Die Herstellung eines Mosaiks ist (wie auch die Erstellung eines Bildteppichs) immer auch eine Gemeinschaftsleistung. Diese Entstehungsprozesse ähneln den Arbeitsweisen im Theaterbetrieb.
MARCHIVUM, Bildsammlung, KF006075
Das zweite Bildmosaik gestaltete Prof. Hans Leistikow (1892 - 1962). Es ist als Außenmosaik an der Fassade zum Ring für jeden zugänglich und auch ohne Theaterbesuch zu sehen. Zu den Details der Bildmosaiken Leistikows und Beckers sind weitere NTM-Zeitfenster vorgesehen.

Dr. Laura Bettag
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